Reerdigung Symbolbild

Reerdigung

Die nachhaltigste Beisetzung

Das Bewusstsein für die Auswirkungen der eigenen Lebensweise auf die Umwelt wächst bei vielen Menschen. Auch das Ende des Lebens zahlt auf den ökologischen Fußabdruck jedes Menschen mit ein. Diese Erkenntnis hat zu einer neuen Form der Erdbestattung geführt, der Reerdigung. Sie ermöglicht einen nachhaltigeren Umgang mit dem menschlichen Körper nach dem Tod. Die Reerdigung ist neben den traditionellen Bestattungsweisen im Sarg oder in der Urne eine dritte Bestattungsform, die derzeit in der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Mölln als Pilotprojekt durch die Firma Circulum Vitae durchgeführt wird.

Bei der Reerdigung eines Verstorbenen wird der Körper innerhalb von 40 Tagen vollständig in fruchtbare Erde transformiert. Diese wird im Anschluss in einem Grab beigesetzt.

Pröpstin Frauke Eiben erklärt: „Die Reerdigung ist eine natürliche ökologische Transformation des Körpers. Sie knüpft an an unsere Bestattungsformel „Von der Erde bist Du genommen. Zu Erde wirst Du werden. Aus der Erde wirst Du auferstehen zum ewigen Leben“. Wir sind die Experten für gute Rituale und begleiten deshalb dieses Pilotprojekt mit Blick auf die Vielfalt von Bestattungsformen auf unseren Friedhöfen. Reerdigung entspricht vollständig dem christlichen Verständnis des ewigen Lebens, das von einer Auferstehung nach dem Tod ausgeht. 40 Tage sind im biblisch-theologischen Kontext eine wichtige Zahl. Sie steht für Veränderung, Befreiung, Klärung.“

Pablo Metz vom Anbieter Circulum Vitae führt aus: „Die vertrauten Abläufe nach Eintritt des Todes bleiben bei der Reerdigung für die Angehörigen nahezu unberührt. Sie werden in gewohnter Weise von Bestattenden und Geistlichen begleitet.

Kokon Reerdigung neuer Friedhof Mölln
Reerdigungs - Kokon

Nach der Verabschiedung durch die Angehörigen wird der Körper der verstorbenen Person vom Bestatter für die Reerdigung auf einen Friedhof mit einem Alvarium gebracht. Der Begriff Alvarium orientiert sich dabei an dem Begriff Kolumbarium, das der Aufbewahrung von Urnen oder Särgen dient. Während das Kolumbarium dem lateinischen Begriff für einen Taubenschlag entspricht, benennt sich das Alvarium nach einem Bienenstock.

Im Alvarium angekommen, wird der Körper in einem speziellen Sarg (Kokon) auf ein Bett aus pflanzlichen Materialien wie Blumen, Grünschnitt und Stroh gebettet. Der 2,50 Meter lange Kokon ist aus langlebigem Edelstahl gefertigt. Damit kann jeder Kokon über viele Jahre genutzt werden und trägt maßgeblich zur Nachhaltigkeit bei.

Während der Körper im Kokon sein Ruhebett findet, transformieren natürliche Mikroorganismen, die uns ständig umgeben, den Körper in fruchtbare Muttererde.

Dieser Vorgang ist einer der ganz ursprünglichen Prozesse der Natur.

Die Mikroorganismen erzeugen bei ihrer Arbeit viel Wärme, so dass keine Energie hinzugefügt werden muss. Die hohen Temperaturen zerstören schädliche Krankheitserreger und verwandeln den Körper mit Grünschnitt, Stroh und Blumen in Humus, der für Mensch und Pflanze unbedenklich ist.  Aktuelles Beispiel: Ein Corona-Virus überlebt bei diesen Temperaturen maximal 90 Minuten.

Die Erde wird dem Kokon entnommen und kontrolliert. Anschließend erfolgt die Beisetzung der Erde nach dem Willen der verstorbenen Person auf einem Friedhof.“

Pastorin Hilke Lage: „Als Kirchengemeinde wollen wir gerade in schwierigen Zeiten nah bei den Menschen sein und suchen immer nach neuen Möglichkeiten, ihnen in ihrer individuellen Trauer entgegenzukommen. Die Idee der Reerdigung hat uns sofort eingeleuchtet. Sie ist eine gute Alternative für alle, bei denen eine Bestattung im Sarg oder eine Feuerbestattung Unbehagen auslösen. Außerdem nimmt die Reerdigung mit der Nachhaltigkeitsidee den christlichen Gedanken der Bewahrung der Schöpfung auf. Eine christliche Trauerfeier nimmt zunächst die Gefühle der Angehörigen ernst. Es tut weh, einen nahen Menschen zu verlieren. Als Pastorin sehe ich meine Aufgabe darin, die Angehörigen in ihrem Schmerz zu begleiten. Zugleich möchte ich Raum für Hoffnung schaffen: Hoffnung, dass der / die Verstorbene bei Gott geborgen ist, und dass Gott auch für die Angehörigen Wege zurück ins Leben eröffnen wird.

Die Transformation des Leichnams dauert bei einer Reerdigung 40 Tage. Wenn die Angehörigen es wünschen, begleiten wir sie gern in diesem Zeitraum: durch Zusammensein am Kokon, vielleicht mit Erzählen über den Verstorbenen, mit Andacht oder Musik. Die Form der Begleitung richtet sich individuell nach den Wünschen und Bedürfnissen der Angehörigen.“

Reerdigung Mölln
Reerdigung Mölln
Reerdigung Mölln
Reerdigung Mölln
Reerdigung Mölln

Fotos (c) by Circulum Vitae GmbH, 02/2024

Weitere Informationen zum Thema Reerdigung gibt es online unter https://www.meine-erde.de/

 Text von Ines Langhorst, Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg.