Gruft

Besondere Grabstätten

„Wenn man die Inschriften auf den Friedhöfen liest, fragt man sich unwillkürlich, wo denn eigentlich die Schurken begraben liegen.“ (Peter Sellers, 1925-1980, britischer Schauspieler und Komiker)

 

Wir stellen hier besondere Grabstätten vor. Es handelt sich dabei um eine subjektive Auswahl, die keinen Anspruch auf Vollzähligkeit erhebt. Haben Sie eine Grabstätte entdeckt, die hier fehlt, dann schreiben Sie uns gerne.

Grabstätte Burmester

Grabstätte Burmester
Grabstein Burmester

Der Gedenkstein für den am 11. November 1890 in Prag geborenen und am 14. Juli 1916 bei Bazentin le pétit gefallenen Hans Burmester war ursprünglich mit einem eisernen Gitter umgeben und von drei Trauerlinden beschattet worden. Auf der Rückseite trägt der Grabstein folgende Inschrift:

Heilige Heimat
Für dich griff ich stolz zu den Waffen
stolz bis das Schwert mit entsank
ruh ich in der Fremde für dich
Glücklicher, der du die Sonne noch siehst
o grüß mir die Heimat
die ich getreu bis zum Tod
mehr als das Leben geliebt

 

Grabstätte der Familie Osterrieth

Sandsteinengel
Sandsteinengel

Mit ernstem Blick wacht der monumentale Engel über die Grabstätte der aus Hamburg stammenden Familie Osterrieth, in der seit 1921 Urnenbeisetzungen vorgenommen wurden. Die aus drei Teilen zusammengesetzte Sandsteinfigur ist von dem Bildhauer Arthur Bock geschaffen worden (*1875 in Leipzig + 1957 in Ettlingen). Als Dozent für Kunst war Arthur Bock seit 1903 in Hamburg tätig, 1909 gestaltete er die „Allegorien der Winde“ an den Hamburger Landungsbrücken. Für den Ohlsdorfer Friedhof fertigte er über 50 Arbeiten. Auch auf vielen anderen Friedhöfen sind seine Arbeiten zu finden.

Die Grabstätte ist inzwischen von der Familie aufgelöst worden und wird als Denkmal von der Friedhofsverwaltung erhalten.

 

Grabstätte Karl Gatermann

Karl Gatermann (*19. Juli 1883 in Mölln + 14. Februar 1959 in Ratzeburg) machte zunächst eine Lehre als Dekorationsmaler, besuchte dann von 1904 bis 1907 die Kunstschule in Lübeck und anschließend die Kunstakademie in München (1907 bis 1914). Als Illustrator eines Buches über alte bürgerliche Wohnhäuser in Lübeck wurde er zum Dokumentaristen der Hansestadt vor dem Ersten Weltkrieg.

Gatermann bediente sich hauptsächlich der Aquarelltechnik. Er war zunächst in Lübeck ansässig, siedelte aber nach der Bombardierung Lübecks 1942 nach Ratzeburg über, wo er 1959 starb.

 

Grabstätte Max Ahrens

Grabstätte Max Ahrens
Grabstein Max Ahrens

Der Maler und Zeichner Max Ahrens wurde am 20. Oktober 1898 in Hamburg-Rothenburgsort geboren. Nach einer Tätigkeit als Versicherungsangestellter erhielt er eine Ausbildung an der Landeskunstschule Hamburg und arbeitete bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges in seinen Ateliers in Hamburg.

Von 1939 bis 1944 leistete er Kriegsdienst als Frontmaler in Norwegen, Belgien, Finnland, Polen, Österreich, Dänemark und Russland. Sein Hamburger Atelier wurde 1943 durch den Bombenangriff auf die Hansestadt zerstört. Max Ahrens zog zunächst nach Salem um und lebte dann ab 1952 in Mölln. Neben Landschaften malte er vor allem Porträts Möllner Persönlichkeiten, die er in den Gaststätten der Stadt zeichnete. Auch die Figur Till Eulenspiegels regte Ahrens immer wieder zu Arbeiten an.

Er schuf u.a. Wandgemälde (Eulenspiegelmotive) im Historischen Rathaus der Stadt Mölln und im Schützenheim der Möllner Schützengilde; als eines seiner Hauptwerke gilt „Die endlose Straße“.

Max Ahrens starb am 2. Juni 1967 in Mölln.

 

 

Grabstätte Uwe Barschel

Grabstätte Uwe Barschel
Grabstein Uwe Barschel

Uwe Barschel wurde am 13. Mai 1944 in Glienicke bei Berlin geboren und wuchs im Kreis Herzogtum Lauenburg auf. Nach seinem Studium und seiner Promotion zum Dr. iur. und Dr. phil. war er zunächst als Rechtsanwalt und Notar tätig. Seine politische Laufbahn begann Uwe Barschel 1967 als Landesvorsitzender der Jungen Union, seit 1971 war er Mitglied des schleswig-holsteinischen Landtags. Er war 1979 Finanz- und von 1979 bis 1982 Innenminister des Landes Schleswig-Holstein, ehe er von 1982 bis 1987 als Nachfolger Gerhard Stoltenbergs Ministerpräsident von Schleswig-Holstein wurde. Uwe Barschel lebte mit seiner Familie in Mölln und zählte zu den Gründungsmitgliedern der Stiftung Herzogtum Lauenburg und des Schleswig-Holstein Musik Festivals.

Die Vorgänge um den Landtagswahlkampf 1987, die als „Barschel-Affäre“ bezeichnet wurden, führten am 2. Oktober 1987 zum Rücktritt Barschels als Ministerpräsident. Am 11. Oktober 1987 wurde Uwe Barschel in einem Genfer Hotel tot aufgefunden.

 

 

Grabstätte Ude

 Orgelpfeifen zieren den Grabstein des Möllner Organisten Rudolf Ude (*4. Januar 1896 in Lübeck, +26. Januar 1989 in Mölln) und seiner Ehefrau. Rudolf Ude absolvierte seine kirchenmusikalische Ausbildung an der Lübecker Marienkirche bei Prof. Karl Lichtwark und am Lübecker Konservatorium. Nach dem Ersten Weltkrieg war Ude zunächst in Lübeck tätig, ehe er von 1925 bis 1961 Organist an St. Nicolai zu Mölln wurde. In seiner Amtszeit veranstaltete er 94 Abendmusiken und zahlreiche weitere Konzerte. Er war nebenbei Rendant der Möllner Kirchenkasse, später auch Friedhofsverwalter. Ude setzte sich vor allem für die Restaurierung der Orgel in ihrem barocken Klangaufbau ein. Er war Vorsitzender der Möllner Bezirksgruppe des Heimatbund und Geschichtsvereins und verfasste zahlreiche Aufsätze besonders zu kirchengeschichtlichen Themen. 1976 wurde er mit der Möllner Stadtplakette ausgezeichnet.

 

Grabstätte Karlheinz Goedtke

Grabstätte Karlheinz Goedtke
Grabstein Karlheinz Goedtke

Der Bildhauer Karlheinz Goedtke (*15. April 1915 in Kattowitz/Oberschlesien +23. August 1995 in Mölln) studierte an der Werkkunstschule in Stettin und an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Goedtke mit seiner Familie in den Kreis Herzogtum Lauenburg. Zunächst lebte er in Farchau, später richtete er sich ein Atelier in Alt-Mölln ein. Goedtkes bekannteste Arbeit ist der Eulenspiegelbrunnen auf dem Möllner Marktplatz. Rund dreißig Zeugnisse seines Schaffens sind heute allein in Mölln zu finden. In fast jeder größeren Stadt Schleswig-Holsteins, aber auch in Köln, München oder Baden-Baden sind Werke Goedtkes zu entdecken.

Für sein Schaffen erhielt Goedtke zahlreiche Kunstpreise und Auszeichnungen.

Die Plastik auf dem Grabstein („Christus stillt den Sturm“) hat Goedtke zu Lebzeiten für seinen Grabstein bestimmt. Dieses Werk ist auch in der Ev.-Luth. Kirche in Hamburg-Steinbek zu finden.

 

Gruftkapelle der Familie Dahm

Dahmsche Kapelle
Dahmsche Gruft

 Die Familie Dahm ist seit den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts in Mölln ansässig. Mitglieder dieser Kaufmannsfamilie bekleideten im 19. Jahrhundert verschiedene Ehrenämter in der Stadt – sie waren Senatoren, Feuergräfen und Kirchenjuraten. Besonders hervorzuheben ist der 1812 in Mölln geborene Bürgermeister und Stadthauptmann Wilhelm Dahm, der Rechtswissenschaft studiert hatte und sich in Mölln als Advokat und Notar niederließ. 1848 wurde Dahm im Alter von 36 Jahren Senator und Vertreter des Stadthauptmanns. 1853 wurde er Bürgermeister und Stadthauptmann, wodurch er gleichzeitig Vorsitzender des Zivil- und Kriminalgerichts war. Erst 1870 wurden Verwaltung und Justiz im Herzogtum Lauenburg getrennt. Dahm wurde als Amtsrichter nach Lauenburg/E. versetzt. Der Magistrat verlieh ihm am 10. März 1870 das Ehrenbürgerrecht der Stadt.

Die Gruftkapelle (Mausoleum) steht unter Denkmalschutz.

 

Grabstätte Friedrich August von Wickede

 Friedrich August von Wickede, der 1788 geboren wurde, war Doktor der Rechte und wurde 1815 im Alter von 26 Jahren zum stellvertretenden Vorsitzenden des Kriminal- und Niedergerichts in Mölln. Nach dem Tode des Landmarschalls von Bülow im Jahr 1823 wurde von Wickede dessen Nachfolger als Stadthauptmann. Als im Jahr 1848 der bisherige Möllner Bürgermeister starb, wurde von Wickede auch dieses Amt übertragen. F. A. von Wickede blieb bis zu seiner Pensionierung 1853 im Amt. Er wurde für seine Verdienste zum „Ritter vom Danebrog“ ernannt.

Von Wickede war zweimal verheiratet. Seine erste Frau, Anna Charlotte, geb. Schubert, starb 1824 im Wochenbett. In zweiter Ehe war er mit Christine Elisabeth Murjahn, einer Kaufmannstochter aus Mölln, verheiratet. Zehn Kinder gingen aus dieser Ehe hervor. Beim jüngsten Kind übernahm der dänische König Friedrich VII. die Patenschaft. Keine der Ehefrauen ist namentlich auf dem Grabstein erwähnt.

Von Wickede, Dr. iuris, Etatsrat und Ritter vom Danebrog, vormals Stadthauptmann und Erster Bürgermeister, starb 65 Jahre alt, am 20. November 1854 in Mölln.

Grabstätte der Familie Hoeltich

 Die Familie Hoeltich ist seit dem Ende des 17. Jahrhunderts in Mölln nachweisbar. Die Familiengrabstätte wurde durch Eggert Friedrich Hoeltich erworben, der am 12. Oktober 1762 in Mölln geboren wurde und von 1810 bis zu seinem Tode am 18. Februar 1848 Bürgermeister der Stadt war.

Mit dem Namen der Familie ist vor allem die Einrichtung des ersten Möllner Krankenhauses verbunden. Die Witwe Dorothea Hoeltich (1827-1912) vermachte 1906 der Stadt 30.000 Mark zum Bau eines Krankenhauses, das am 9. August 1913 eingeweiht wurde und nach dem 1905 verstorbenen Sohn der Stifterin den Namen „Adolph-Hoeltich-Stift“ erhielt.

 

 Grabstätte Familie Heinsius

Prof. Dr. med. Fritz Heinsius wurde als Sohn des späteren Präsidenten der Eisenbahndirektion Danzig am 17. September 1873 in Bromberg geboren. Nach seinem Medizinstudium in Breslau und Greifswald ließ er sich als Frauenarzt in Berlin nieder. Seine Klinik in Berlin wurde im Bombenkrieg zerstört. 1953 kam er nach Mölln, wo seine Tochter Lehrerin war. Unter seinen zahlreichen medizinischen Publikationen ist auch eine Veröffentlichung zur „Angewandte(n) Erb- und Rassenpflege im Dritten Reich“ (1935). Prof. HEinsius verstarb am 3. April 1957.

Die 1917 geborene Tochter, Dr. Elisabeth Heinsius, studierte in Berlin Vor- und Frühgeschichte und promovierte zum Thema „Schloss und Schlüssel im vorgeschichtlichen Europa aufgrund der Bodenfunde." Ab 1950 war sie als Lehrerin in Mölln tätig. Sie starb im Jahr 2004. Der Grabstein trägt in griechischer Sprache den Anfang des Johannes-Evangeliums („Im Anfang war das Wort“)

 

Grabstein Stefan Perkhofer

 Der Grabstein trägt eine Strophe aus dem Gedicht „Élévation“ (Erhebung) von Charles Baudelaire (1821-1867), erschienen in der Gedichtsammlung „Les Fleurs du Mal“ (Die Blumen des Bösen).

„Nimm ferne deinen Flug, sehr fern von diesen kranken Dünsten; geh, läutere in den höheren Lüften dich,

und trinke, gleich reinem Himmelssaft, das klare Feuer, das die lichten Räume füllt.“

 

Grabstätte Eckhart Walsemann

 Auf dem Grabstein Eckhart Walsemanns (+ 20. Dezember 2004) ist eine Brombeerranke zu sehen, die ein Hinweis auf den Beruf des Verstorbenen ist. E. Walsemann war Botaniker, der ein besonderes Interesse für Moose und Brombeeren hatte. Es ist sogar eine Brombeerart („rubus walsemannii“) nach ihm benannt worden.

 Sein Lebensmotto lautete „Bene vixit, qui bene latuit“ („Gut hat der gelebt, der in glücklicher Verborgenheit gelebt hat“.).

Diese Sentenz stammt aus Ovids (43 v. C. – 17 n. C.) „Tristia“ (III 4.25), fünf Büchern mit Klageliedern, in denen Ovid das Leid seines Exils beklagt.

 

Grabstätte Karl Homfeld

 Karl Homfeld war der Begründer der Notgemeinschaft der Flutgeschädigten Wilhelmsburg. Die Interessenvereinigung wurde nach der schweren Sturmflut vom 16./17. Februar 1962 ins Leben gerufen, um für die soziale Sicherung der Betroffenen zu kämpfen. Die Flutkatastrophe, bei der 207 Menschen ertranken, hatte vor allem den Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg schwer getroffen.

 

Grabstätte Waldemar Ave

 Waldemar Ave, der von 1969 bis 1994 als Eulenspiegel wirkte, wurde 1936 geboren und war gelernter Klempner und Installateur. Neben seinem Eulenspiegel-Job war er als Hausmeister bei der Kurverwaltung angestellt. Waldemar Ave, der im Mai 1994 mit einem großen Abschiedsfest nach 25 Jahren in den Ruhestand ging, hat sorgfältig über seine Auftritte Buch geführt. 4.300 Auftritte lagen hinter ihm, 360.000 Menschen hatte er in Mölln willkommen geheißen.

Das sind im Schnitt 14.400 Gäste pro Jahr!

Mit zahlreichen Prominenten ließ sich Till ablichten: Gert Fröbe, Heidi Kabel, Inge Meisel. Johanna von Koczian, Gustav Knuth oder Hans-Joachim Kulenkampff.  Auch Politiker wurden von Waldemar Ave begrüßt: Herbert Wehner, Helmut Kohl, Willy Brandt, Gerhard Stoltenberg, Egon Bahr oder Bundespräsident Karl Carstens. Nicht nur in Mölln trat Waldemar Ave als Eulenspiegel auf, er reiste in zahlreiche deutsche Städte, ins belgische Antwerpen ebenso wie ins dänische Sonderburg. Auch in Rundfunk und Fernsehen war er als Eulenspiegel präsent, u.a. im „Blauen Bock“. Vom Zirkus Busch-Roland wurde W. Ave aus Dank für die langjährige Verbundenheit 1980 mit der silbernen Ehrenplakette ausgezeichnet. Waldemar Ave starb im Alter von 64 Jahren im Mai 2000.

 

Grabstätte der Familie Michelsen

 Auf der Grabstätte der Familie von Rudolf Marcellus Michelsen ist auch Franz-Joseph Baron von Lilien beigesetzt (*5. Juli 1891 in Wiesbaden +5. April 1949 in Hamburg). Sein Vater war Plantagenbesitzer auf Java. Nach dem frühen Tod seines Vaters kehrte er mit seiner Mutter nach Deutschland zurück. Die Mutter heirate in zweiter Ehe einen Apotheker auf Haiti.

Franz-Joseph Baron von Lilien besuchte Kadettenschulen und wurde Offizier. Im Ersten Weltkrieg ließ er sich zum Flugbeobachter ausbilden. Nach dem Krieg wurde er Bankkaufmann und war zuletzt Direktor der Getreidebank in Hamburg. Er war mit der ältesten Tochter des Getreidekaufmanns Michelsen verheiratet.

Die Grabplatte weist auf die Herkunft des Barons hin. Die Erbsälzer bildeten seit dem Mittelalter das Patriziat der Stadt Werl. Im ausgehenden 14. Jahrhundert waren es 48 Familien, die ein erbliches Recht zur Salzgewinnung in der Stadt besaßen. Schließlich blieben nur noch zwei Familien nach: Die Familien von Papen und von Lilien. Es existiert heute noch das „Kollegium der Erbsälzer zu Werl und Neuwerk“. Jährlich zum Fest des Heiligen Michael kommen die verbliebenen Familien zur Messe und einem anschließenden gemeinsamen Essen zusammen. Das Wappen ist ein sogenanntes sprechendes Wappen.

 

Grabstätte Hilde Fürstenberg

 Hilde Fürstenberg wurde am 1. Februar 1902 in Bonn geboren. Sie starb am 30. Januar 2005 in Mölln. Seit 1927 lebte sie in Schleswig-Holstein, nach dem Ende der Berufstätigkeit Ihres Mannes wohnte sie in Mölln. Hilde Fürstenberg war Schriftstellerin und Verlegerin. Sie hatte einen eigenen kleinen Verlag („Die Waldhütte“) gegründet. Nebenbei war sie auch Präsidentin der Knut-Hamsun-Gesellschaft. Ihre Bücher erreichen eine Auflage von 130 Mio Wikipedia-Artikel.

 Texte mit freundlicher Genehmigung von Christian Lopau, Stadtarchivar Mölln, 2024